Wandern, Radfahren und Staunen: Slowenien

Es ist gar nicht weit weg, vor allem wenn man im Süden Deutschlands lebt und doch haben es viele wahrscheinlich nicht als Reiseland auf dem Radar: Slowenien. Wir haben uns für Slowenien entschieden, weil wir es lieben, draußen in der Natur zu sein und weil wir schnell ankommen wollten, so dass es sich auch für eine Woche lohnt. Von Heidenheim aus waren wir 5,5 Stunden nach Bovec unterwegs (Bovez gesprochen – bei allen slawischen Tsch, Sch und Tzs –Lauten kann man auch schon einmal durcheinander kommen).

Outdoorparadies Bovec

Bovec liegt im Soča-Tal (gesprochen Sotscha). Die Soča, auch Isonzo, schlängelt sich im Mai mit besonders Rafting-geeignetem Wasserstand durch eine saftige oder felsige, bunte und beeindruckende Landschaft. Schon die Anreise über den Predilpass hat uns erahnen lassen, welche schöne Umgebung uns im Triglav Nationalpark erwartet. Unser Urlaubsziel war übrigens möglichst viel Bewegung – daher hatten wir auch die Räder auf dem Autodach.

 

Bovec ist nicht so untouristisch wie man vielleicht erwarten würde. Zugegeben, wir waren zu einer hervorragenden Zeit dort. Kaum Menschen unterwegs, bestes Wanderwetter – im Tal auch schon mal bis 30°C – auf den Bergen natürlich wesentlich weniger. Die Wiesen waren unglaublich bunt. Der einzige Nachteil: Vorsaison bedeute eben auch, dass einige Wanderwege gesperrt sind und dass zum Beispiel Sloweniens höchste befahrbare Mangart-Straße noch voller Schnee war. Im Sommer muss es in Bovec jedoch heiß her gehen, laut den Einheimischen sind dann extrem viele Touristen unterwegs. Das liegt auch daran, dass mit den vielen Agenturen vor Ort alle Outdoor-Aktivitäten möglich sind: Rafting, Kanufahren, Zipline, Paragliding, Canyoning etc.

 

Nahrungstechnisch mag ich besonders hohe Ansprüche haben. Ich muss sagen, als Vegetarier hat man es schwer und auch sonst hält sich der kulinarische Hochgenuss in Grenzen. Das war aber auch das einzige Manko am Urlaub.

Slowenien - Land der Wasserfälle

Wer Wasserfälle (slow. Slap) mag, wird Slowenien lieben. Vor allem im Frühjahr, denn da sprudelt und plätschert es überall. Wir haben besucht: Slap Boka (106 Meter freier Fall), Slap Virje, Slap Kozjak (der versteckteste), Slap Pericnik (Doppelwasserfall) und Slap Savica. Im Sommer soll man an dem ein oder anderen Wasserfall und Fluss auch gut Gumpenbaden können. Dafür war es leider etwas zu kalt.

Wandertouren

Jeder Wanderer kommt im Soča-Tal auf seine Kosten, wobei klar sein sollte, dass die meisten Touren eher etwas für trainierte Beinchen und zum Teil auch eher etwas für echte Bergsteiger sind. Als Einstieg empfehle ich den historischen Lehrpfad in und um Kobarid, den man auch mit einem Besuch im Ersten Weltkrieg Museum in Kobarid verknüpfen kann. Denn an der Soča verlief damals die Front zwischen Österreich-Ungarn und Italien. Das Museum zeigt wieder ganz deutlich, dass Krieg nur eines bringt: Unheil. Auf dieser einfachen Tour gibt es Flussüberquerungen, historische Stätten, Denkmäler, perfekte Aussichten, dichte Wälder und den wunderschönen, versteckten Kozjak Wasserfall, den man über einen witzigen Steg-Wanderweg erreicht.

Der Svinjak, als quasi Bovec-Hausberg, ist sicherlich für Bergsteiger ziemlich easy zu erklimmen. Er gehört zu den ersten Bergen, die schneefrei sind und war daher auch ein Ziel für uns. Die letzten 200 Höhenmeter zum Gipfel waren mir dann aber doch zu steil. Da streikte meine Trittsicherheit. Wir haben es bis ca. 1.400 Meter geschafft und die Aussicht war auch schon phänomenal. Logisch! Also unbedingt empfehlenswert.

bärenangst

Ich gebe zu, dass ich ein alter Schisser bin. Ich habe nun mal Angst vor größeren, unberechenbaren Tieren (und nein, Pferde und Hunde zählen nicht dazu). Nach Alaska und Rumänien ist Slowenien das Land mit der höchsten Bärendichte. What? Im Triglav Nationalpark trifft man nur sehr selten ein Exemplar. Trotzdem waren mir die Vorsaison-Wälder, durch die wir stundenlang gestreift sind, doch ab und zu recht unheimlich. Keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll, wenn so ein Bärchen auftaucht – mir sind schon Wildschweine äußerst „unangenehm“. Aber ich bin sicherlich der einzige Mensch, der in Slowenien Angst vor Bären hat.

Radtouren

Mit dem Radfahren und den Radwegen ist es so eine Sache in Slowenien. Wenn die leicht-mittelschweren Radwege als mit nur „wenigen Abschnitten, auf denen man das Rad tragen muss“ beschrieben werden, bekommt man eine Vorstellung von den lokalen Anforderungen. Man sollte schon gut trainiert sein, denn die interessanten Touren sind sehr gebirgig – es gibt auch kleine nette Pässe und das Schöne am Radfahren ist natürlich, dass man runterwärts luftig und adrenalingeladen wieder ankommt. Wir sind zum Beispiel vom Campingplatz in Lepena bis zum Dr. Klement-Jug-Haus gefahren. Steil, aber machbar, auch mit meinen kleinen Beinchen und natürlich einfach wunderschön blumig und mit tippitoppi Aussicht. Wer nach der Auffahrt noch kann, läuft noch zwei Stunden zur nächsten Gipfelhütte. Ich konnte nicht mehr.

Die perfekte Tagestour

Unser netter Vermieter von Supermjau Apartments in Bovec hat uns diesen tollen Tipp gegeben. Eine Tour, die er selbst auch mit seinen Kindern jedes Jahr wieder unternimmt – also das Fitness-Level ist voll ok. Außer man ist in der Vorsaison da und die Seen haben Hochwasser und man muss durch den Wald drumherum klettern. So wie das bei uns war :) 

 

1. Lago del Predil

Früh um 8 Uhr liegt dieser wunderschöne See in einer unheimlichen Ruhe unter den Bergen. Sehr hübsch und sehr kalt :) Ein kurzer Foto- und Innehalt-Stopp.

2. Laghi di Fusine

Zwei Seen wie aus dem Bilderbuch. Gegen 9 Uhr waren wir die einzigen Besucher in einer wintergeplagten aber vom Frühling schon wachgeküssten Landschaft. Man kann beide Seen in einer Rundtour in 1,5 Stunden umlaufen und tolle Skyfall-Aufnahmen machen.

3. Slap Pericnik

Wer einen ganzen Tag Zeit hat, beginnt die Wanderung zum Pericnik Wasserfall in Mojstrana. Wir sind bis zum höchsten Parkplatz gefahren und haben nur noch den Aufstieg in Angriff nehmen müssen. Dieser wird entlohnt. Für mich war es der spektakulärste Wasserfall in Slowenien, weil man so nah ran kommt und auch hinten dran durch laufen kann, wenn man sich traut (was ich nicht getan habe). Nach dem ersten Wasserfall sollte man sich auch den weiteren Aufstieg zutrauen („nicht gewarteter Weg“), denn dort gibt es noch einen mit noch größerem Überhang und einem feinen Vorhang aus Wasserperlen an den Rändern. Wer besonders mutig ist, kann von dort oben an den Abhang krabbeln und zum ersten Wasserfall herunterschauen – ihr ahnt es, ich habe es nicht getan ;)

4. Bled

Kann man machen, muss man aber nicht.

5. Bohinj-See mit Savica Wasserfall

Der Bohinj See ist der größte in Slowenien und wirklich idyllisch. Am hinteren Ende trifft man auf einen weiteren Wasserfall. Der Savica Wasserfall ist zugegeben mächtig und die Bergkulisse von dort oben mit entferntem See sehr erhaben. Die paar Euro Eintritt finde ich auch ok, wenn es zum Erhalt der touristischen Pfade beiträgt. Dort hatte der fiese Regen leider schon zugeschlagen, daher haben wir auch den nächsten Programmpunkt „Autozug“ weggelassen und sind direkt weiter zur Tolmin-Klamm.

6. Auto-Zugfahrt von Bohinjska Bistrica nach Most na Soči

Ich stelle es mir total witzig vor! So sieht das dann wohl aus.

7. Tolmin-Klamm

Das schönste blaue Wasser und die wirklich furchteinflößendste Holzbrücke, die bei Autoverkehr ein Geräusch erzeugt, dass man denkt, der Berg rutscht ab. Sie heißt nicht umsonst, Teufelsbrücke.


Auf ein Wiedersehen

Wir sind begeistert vom schönen Soča-Tal und werden wieder kommen. In unserem Apartment hätten für denselben Preis noch zwei weitere Personen problemlos nächtigen können. Für eine Wanderwoche mit Freunden und Grillabenden können wir uns das Slowenien der Vorsaison sehr gut wieder vorstellen.

Touren im Überblick

Mit dem Rad:

Von Lepena bis Dr. Klement-Jug-Haus

Von Kobarid nach Podbela und zurück

Um Bovec herum auf den Pfaden der Bauern

Bovec – Slap Virje – Slap Boka – Bovec

Zu Fuß:

Kobarid historischer Lehrpfad

Svinjak

Slap Boka bis zum höchsten Aussichtspunkt

Soča -Quelle vom Juliana – Alpiner botanischer Garten aus und zurück

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Angela Ronneberger (Mittwoch, 23 Mai 2018 05:30)

    ganz toll...wirklich super schõn �

  • #2

    Eva-Maria Conrad (Mittwoch, 23 Mai 2018 16:07)

    Sieht super aus! Vielen Dank für die Tipps :)